Der Bauer auf dem Parkdeck

Señor Burns Plakat hat schon was von einer Kinderbuchillustration: ein Traktor, der einen Baum nach München transportiert, darüber ein strahlend blauer Winterhimmel samt Propellerflugzeug. Wenn das reguläre PUCH-Festival im Sommer für den Großteil des Publikums so etwas wie ein moderner Landausflug ist, dann kommt im Winter eben im Gegenzug der Landwirt mit seinem Traktor in die Stadt, schaut sich zunächst mal ein Theater an und besucht anschließend noch einen Club, um dann nachts erschöpft am Parkdeck einzuschlafen – wie der Bauer im bekannten Song der deutschen Punk-Band SYPH.

Anlass für diese Überlandfahrt ist das 20-jährige Jubiläum des PUCH-Festivals im Sommer 2009 und der dazu auf dem Münchner Label Red.Can.Records erschienene Sampler mit einem musiklischen Querschnitt durch die bisher auf dem Festival vertretene deutsche Alternative-Szene. Das schöne handgemachte Cover dieser Compilation, ebenfalls aus Señor Burns Siebdruck-Atelier, ziert bereits der selbe knorrige Baum, der im Winter die Fahrt nach München antreten wird. Unmittelbar am Morgen nach dem Festival 2009 ist die erste Auflage bereits restlos ausverkauft und man entschließt sich rasch zur Zweiten. Um diese und das PUCH-Jubiläum noch einmal zu zelebrieren, findet im Januar 2010 in München das zweitägige Winterfestival “PUCH goes to town” statt – ein Indoor-PUCH in zwei Akten.

Beim 1. Akt wird am Donnerstag, den 28. Januar 2010, im Neuen Haus der Kammerspiele – Sinnbild für die subventionierte Münchner  Hochkultur – das PUCH-Jubiläum gefeiert. Es spielen Hummmel, Apparat Hase und die Animal Crakers – die Band, mit der das PUCH-Festival vor über zwanzig Jahren einmal begann und die dort vor mehr als 15 Jahren ihren letzten Auftritt hatte. Außerdem liest Thomas Meinecke von der Band F.S.K. aus seinem Roman „Jungfrau“, um dann anschließend zusammen mit DJ Thomas Lechner (Candy Club) Platten aufzulegen.

Der 2. Akt, zwei Tage später, hätte am 30. Januar in der Feinspeiserei am Leonrodplatz aufgeführt werden sollen, bis dahin ein Inbegriff des Münchner Undergrounds und als nicht-subventionierte Livebühne ein optimaler Gegenpol zu den Kammerspielen. Leider jedoch wird die Feinspeiserei im Vorfeld aus Sicherheitsgründen vom Baureferat geschlossen, so dass das Festival ins Münchner Orangehouse im Feierwerk, Hansastraße 39, ausweichen muss. Dort spielen am Samstag Abend schließlich Dis*ka, Candelilla, die Monostars und Mobile Frontal Disko (als Ersatz für die angekündigten, aber verhinderten L’Egojazz).