Die Stadt als Handlung: “Salz im Blut”

“Die Leber von München, klar, die Lunge von München keine Frage, der Blinddarm von München, der Anus von München, die Milz von München, alles unübersehbar. Doch wo bloß versteckt sich das legendäre Herz, das pumpt?” so der Klappentext des zweiten Romans von Andreas Neumeister “Salz im Blut”. Don’t judge a book by its cover, logo, aber für mich hat’s damals zum Kauf gereicht. Bereut habe ich es nicht. Ein Buch über München, wie wir es heute noch erleben: als Kind der Olympiade und der IGA. Ein Leben darin eigentlich nur dadurch möglich. Die U-Bahn, die S-Bahn nach Petershausen, die “Weltstadt mit Herz”, die Erkundungen eines zugezogenen Studenten in den 80er Jahren, assoziierte Geschichte, gesammelt und montiert, die Stadt als Handlung. Andreas Neumeister zieht den Stoff seines Romans aus dem Schuttberg in Oberwiesenfeld. Er fängt als Erinnerung da an, wo Wolfgang Koeppens “Tauben im Gras” aufhört und könnte da aufhören, wo die Geschichte von PUCH anfängt. Im Gegensatz zu “Könnte Köln sein” noch mit längeren erzählerischen Passagen.

Unsere verspätete Urlaubs-PUCH-Empfehlung: Andreas Neumeister, “Salz im Blut”, 1990