Siedler an der inneren Peripherie



Schon seit Mitte der 80er Jahre fallen in München innerstädtische, gewerblich oder industriell genutzte Flächen durch die Aufgabe oder Verlagerung von Produktionsbetrieben brach. Gleiches gilt seit Anfang der 90er Jahre auch für zahlreiche ehemals durch die Bundeswehr oder US-Army besetzte Areale und für die frei werdende Bahnflächen entlang der Arnulf- und Landsbergerstraße. Es entsteht eine Art “innere Peripherie” und damit für die Stadt die Gelegenheit einer Umstrukturierung und Nachverdichtung. Zudem führt die große Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt und dem Markt für gewerbliche Immobilien dazu, dass in München blinde Flecken in der Stadtlandschaft, im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten, in der Regel recht schnell umgewidmet werden. Mit der Genehmigung, der Planung und letztlich der Änderung des Baurechts vergehen jedoch oft Jahre, in denen heruntergewirtschaftete Kasernen, leer stehende Fertigungshallen, verlassene Bürogebäude und Kaufhäuser zu Nischen für jugend- und subkulturelle Zwischennutzungen werden. Viele Künstler und Kulturschaffende sind prekäre Selbständige, die auf diese preiswerten Wohn- und Arbeitsräume angewiesen sind und München braucht genau diese Freiräume, um die Qualitäten einer urbanen Gesellschaft überhaupt in der Stadt halten zu können. Da viele der heutigen Zwischennutzungen in absehbarer Zeit wieder neuen Stadtquartieren und rentableren Bebauungen weichen müssen bleibt nur zu hoffen, dass auch künftig wieder neue Konversionsflächen im Stadtgebiet anfallen.

Angesichts der jahrzehntelangen Geschichte der Münchner Hallenkultur erscheint es umso erstaunlicher, dass für Zwischennutzungsprojekte heute die Genehmigungsverfahren und Zuständigkeiten der Behörden immer noch etwas undurchsichtig erscheinen. Auflagen und Anforderungen an verkehrliche Erschließung und Lärmschutz erschweren zusätzlich die Realisierung solcher Projekte. Den Anwohnern ist eine leb- und lautlose Brachfläche in ihrer Nachbarschaft allemal lieber als Kulturlärm, auch wenn sich dieser nur zwischenzeitlich dort einnistet. Für das PUERTO GIESING wurde nach Aussage der Initiatorin Zehra Spindler von behördlicher Seite zumindest “viel Offenheit und Verständnis entgegengebracht” (SZ, 22.10.10). Am Montag, den 25. Oktober, findet dort eine Podiumsdiskussion statt, auf der Münchner Veranstalter (u.a. Thomas Lechner, seit 1999 PUCH-Mitorganisator und seit einer halben Ewigkeit Veranstalter z.B. des Pfingst-Theatrons) ihre Sicht der Problematik schildern und Ansätze für Lösungsmodelle erarbeitet werden sollen. Zur Diskussion sind auch Behördenvertreter und selbstverständlich das Publikum herzlich eingeladen.

Kulturreferat München ►