Wie schmeckt München? Nach Salz und Bier… vielleicht. Und wie klingt München? Diese Frage versucht am kommenden Samstag ein weiteres mal die Süddeutsche Zeitung auf dem zweiten “Sound of Munich now”-Festival im Münchner Feierwerk zu klären. Zumindest in Uli Oesterles München-Comic “Hector Umbra” (2009 bei Carlsen erschienen) ist die Antwort klar: Monster aus dem Untergrund oder dem Unterbewusstsein der Stadt versuchen mittels gleichgeschalteter DJs und ihrer Musik die geistige Herrschaft über München zu erlangen. Die Geschichte endet showdownartig in einem Höllen-Rave, der schließlich einen Turm der Frauenkirche zum Einsturz bringt. Im richtigen Leben allerdings hat noch kein Sound, kein wie auch immer geartetes Bewusstsein die musikalische Hoheit über München erlangt. Die Musikszene ist vielfältig und genrereich, es gibt von allem etwas, ein paar bekannte Ausreißer, nur wenig typisches, aber es gibt vorallem eines nicht: den charakteristischen “Sound of Munich”. Es gab Versuche ihn zu etablieren – meist mit musikgeschichtlichen Bezügen zu Disco oder Giorgio Moroder, der in den 70ern sein “Musicland”-Studio in München betrieb – die Merricks natürlich mit “The Sound of Munich”, später DJ Hell mit “Munich Machine” oder in den letzten Jahren vielleicht die Gomma Gang mit ihrer Definition von “Munich Disco”, bisher hat sich aber noch keine kulturelle Haltung oder Szene so stark verdichtet, dass sie es schaffen würde durch ihr musikalisches Gewicht einen Sound gravitativ an München zu binden. In unserer gemütlichen “Weltstadt mit Herz” geht man mit neuen Trends von vornherein etwas weniger affirmativ um als in Köln, Hamburg oder Berlin und das kann man mögen oder nicht – als Band wird man jedenfalls nicht bekannt, weil man aus München kommt, sondern obwohl man aus München kommt. Ein redaktions- oder clubtürenöffnender Städtebonus oder die Zuschreibung zu einer “Schule” bleibt für Münchner Musiker wohl weiterhin ein hehrer Wunschgedanke. Aber jetzt mal ehrlich: Wollt ihr wirklich wieder zurück in eine Schule?
Nachdem endlich auch unsere Landeshauptstadt ihre Subkultur als vernachlässigtes Potential erkannt hat wird seit ein paar Jahren durch Dr. Hans-Georg Küppers, den Kulturreferenten der Stadt München, die “freie Kunst- und Kulturszene” als weicher Standortfaktor spürbar stärker gefördert. Unter der Moderation von Münchens wandelndem Subkultur-Blog Dirk Wagner findet dazu als Auftakt zum “Sound of Munich now”-Festival eine Podiumsdiskussion statt – das Thema: “Wieviel Subkultur leistet sich München? Wieviel München kann sich die Subkultur leisten?”. Bei freiem Eintritt erwartet uns am 23. Oktober also auf alle Fälle ein abwechslungsreicher Samstagabend. Neben den Teilnehmern der Diskussionsrunde werden etliche Münchner Labels mit kleinen Ständen präsent sein (u.a. Red Can, Gutfeeling, Disko B), außerdem geben sich siebzehn (!) “junge und aufstrebende” Bands fast im Viertelstunden-Takt das Mikro in die Hand.